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„Mit der Osteopathie habe ich meinen Weg gefunden“ / Interview mit VOD-Mitglied Katrin Jordan, Osteopathin und Architektin
Katrin Jordan ist Architektin und Osteopathin in Magdeburg - ein ungewöhnlicher Werdegang, den ihr Berufsverband, der Verband der Osteopathen Deutschland (VOD) e.V., in einem Interview näher beleuchtet.
VOD: Frau Jordan, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Osteopathie-Abschlussprüfung an der Osteopathieschule Leipzig! Ein besonderer Werdegang: Sie sind eigentlich Architektin… Wie kam es zu dem Wunsch, den Beruf zu wechseln?
Katrin Jordan: Dankeschön! Langsam beginne ich, mich von dem Stress dieser anspruchsvollen Ausbildung zu erholen. Man muss sich das erarbeiten. Nun überwiegt die Freude, meinen Traum weiter verwirklichen zu können. Denn schon lange ist Heilung mein Thema und mit der Osteopathie habe ich meinen Weg gefunden.
Schon während des Studiums der Architektur habe ich parallel eine HP-Ausbildung absolviert, jedoch ohne Abschlussprüfung. Damals begann das Architekturdiplom zeitgleich mit der HP-Prüfungsvorbereitung. Ich habe mich zunächst der Architektur gewidmet und hatte vor, die HP-Prüfung im Anschluss an das Architekturdiplom zu machen. Aber dann rutschte ich in die Tretmühle als angestellte Architektin in der freien Wirtschaft, was mich vollständig in Anspruch genommen hat. Die Heilkunst hat mich im Hintergrund jedoch immer begleitet.
2001 starb der von mir sehr geschätzte Chef meines damaligen Architekturbüros an Krebs. Das hat mich stark geprägt. Ich habe die beruflichen Gegebenheiten stärker hinterfragt.
In der Baubranche dominieren die Parameter Zeit und Geld, oftmals herrscht das Recht des Stärkeren. Auf Dauer war mir das zu dürftig und gesundheitsschädigend. Aber eine berufliche Veränderung ergab sich für mich erst wieder 2007, als ich eine entspanntere Arbeitssituation nutzen konnte, den gesundheitlich orientierten Weg weiter zu beschreiten.
VOD: Das Architekturstudium dauert viele Jahre und nun noch die langjährige Ausbildung zur Osteopathin und die Heilpraktikerprüfung – wie viel Zeit haben Sie insgesamt in Studium und Ausbildung investiert?
Katrin Jordan: Bald eineinhalb Jahrzehnte: 1996 habe ich den Studiengang Architektur an der Uni Hannover abschlossen und danach, wie vorher gesagt, lange keine Möglichkeit gehabt, mein anderes berufliches Interesse aktiv zu verfolgen.
Erst ab 2007 bis Mitte Oktober dieses Jahres habe ich fast durchgängig, neben der Arbeit als Architektin, Fortbildungen und Ausbildungen im Bereich des Gesundheitswesens gemacht. Die für meine jetzige Arbeit relevantesten waren: Die HP-Ausbildung von Okt. 2007 bis Dez. 2009 sowie die Osteopathieausbildung ab Sep. 2012 bis zur Abschlussprüfung am 13.10 2017. Die nebenberufliche Weichenstellung in Richtung Gesundheitsbranche hat insgesamt 10 Jahre gedauert.
VOD: Wie lange haben Sie vor Ihrer Osteopathieausbildung als Architektin gearbeitet?
Katrin Jordan: Von 1996 bis 2017, gute 20 Jahre. In den letzten Jahren habe ich aufgrund der wirtschaftlichen Zwänge „alle Bälle in der Luft“ gehabt. Bildung kostet Geld. Erst mit Beginn 2017 habe ich meine feste Stelle als Architektin im öffentlichen Dienst gekündigt. Dies jedoch zugunsten meines Traumberufs in eigener Praxis. Meine schöne kleine Praxis habe ich bereits im Mai 2015 eröffnet und zunächst nebenberuflich betrieben. Man muss Osteopathie durch das Tun in die Hände bekommen, fleißiges Lernen alleine reicht nicht.
VOD: Was reizt sie so an der Osteopathie? Haben Sie Ihre Entscheidung je bereut?
Katrin Jordan: Im Gegenteil. Es geht mir von Tag zu Tag zunehmend besser. An meinem Spiegel hängt schon lange der Satz: „Do what you love“. Es hat sich in meinem Fall gelohnt, für mehr Lebendigkeit vermeintliche Sicherheiten aufzugeben.
Osteopathie ist einfach und komplex, ein Handwerk und Heilkunst, pur und echt. Es geht um Kommunikation im Tun. Nach gründlicher Anamnese bekommt man händisch Zugang zum Mensch in seiner Gesamtheit. Ich spüre beim Behandeln oft eine große Verbundenheit. Wir sind Natur. Um es mit einem Zitat des französischen Osteopathen B. Ducoux auf den Punkt zu bringen: „Osteopathie ist wie ein Tanz, zuerst sind es zwei Menschen, die interagieren, irgendwann im Prozess gibt es dann nur noch den Tanz.“
Osteopathie entspricht meinem Wesen eher als die Baubranche und wird auch in Zukunft spannend bleiben. Und da ich mit Freude an zukünftige Begegnungen und Erkenntnisse denke, habe ich wohl alles richtiggemacht.
Auf meiner Internetseite
www.jordan-osteopathie.de
erläutere ich weitere Beweggründe.
VOD: Sehen Sie auch Gemeinsamkeiten in den beiden Berufen? Profitieren Sie in der Osteopathie-Praxis von Ihren Architekturkenntnissen?
Katrin Jordan:
Ja! Meine Entscheidung für die Osteopathie erfolgte auch aus dem Erkennen der Gemeinsamkeiten beider Berufe. Geht man davon aus, dass Gravitation ein mächtiges Ordnungsprinzip für Lebewesen ist, so hat man mit dem statischen Wissen aus der Architektur schon eine therapeutische Herangehensweise. Aber auch die Fähigkeit der 3D-Visualisierung bringe ich aus meiner bisherigen beruflichen Erfahrung mit. Nicht zu vergessen bin ich den Umgang mit komplexen, sich in gegenseitigen Abhängigkeiten befindlichen Prozessen gewohnt. Der spezifische Zugang zur Osteopathie ist das Wissen um die Anatomie. Diese Sprache habe ich vertieft und in detaillierten Zusammenhängen erlernt.
Natürlich bringe ich mich, als nicht mehr blutjunge Therapeutin, mit meiner gesamten Lebenserfahrung ein. Verständnis und Anteilnahme tragen zur Heilung bei. Respektierende, zugewandte Menschlichkeit ist die Basis meines therapeutischen Arbeitens.
VOD: Wirklich bewundernswert – viel Erfolg bei der Arbeit und vielen Dank für das Interview!