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Olympia: Osteopathie für Schwimmer und Hockeyspieler / Interview mit dem Osteopathen Johannes Fetzer

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Olympia: Osteopathie für Schwimmer und Hockeyspieler / Interview mit dem Osteopathen Johannes Fetzer

Olympia ist nun offiziell eröffnet - heute beginnen unter anderem die Wettbewerbe der Hockeyspieler und Schwimmer. Der VOD hat den Osteopathen Johannes Fetzer interviewt, der Olympioniken beider Sportarten im Vorfeld osteopathisch behandelt hat. Er war 2004 selbst als Osteopath bei der Olympiade in Athen dabei und beschreibt anschaulich das stressige Geschehen während der Wettkämpfe und sagt, wie Osteopathie Leistungssportler unterstützen kann. 

VOD: Herr Fetzer, Sie betreuen in Ihrer Praxis mehrere Hamburger Schwimmer und Hockeynationalspieler, die sich für Olympia qualifiziert haben. Wie können Sie diesen Sportlern konkret osteopathisch helfen?

Johannes Fetzer: In der Regel kommen die Sportler zu mir, wenn sie akut Probleme haben. Meist haben schon physiotherapeutische und sportmedizinische Interventionen stattgefunden, und die Beschwerden sind nicht völlig verschwunden. Durch einen engen Austausch mit den verantwortlichen Ärzten und Therapeuten kann ich die Probleme häufig schnell eingrenzen und mich überwiegend um Themen kümmern, die von den anderen nicht oder wenig beachtet werden. Manche Sportler kommen aber regelmäßig, um es gar nicht erst soweit kommen zu lassen und Funktionsstörungen schon behandeln zu lassen bevor diese überhaupt Beschwerden machen.

VOD: Wo haben Leistungsschwimmer den häufigsten Behandlungsbedarf und wo Hockeyspieler?

Johannes Fetzer: Bei den Schwimmern stehen häufig Schulter-Arm-Beschwerden im Vordergrund. Aus osteopathischer Sicht stecken dann aber oft ventrale Spannungsketten dahinter, die ihren Ursprung in viszeralen Bereichen oder verkürzten Hüftbeugern haben. Hockeyspieler haben oft Probleme mit der unteren Extremität: Fuß, Knie, Becken. Und sie haben im Gegensatz zu den Schwimmern häufig Verletzungen durch harten Körpereinsatz oder Schläger und Ball. Das kommt bei Schwimmern so gut wie nie vor.

Beiden gemeinsam ist, dass sie sehr sensibel auf Blockaden der Wirbelsäule reagieren. Ob nun direkte Bewegungseinschränkung oder „nur“ gestörte Motorik: Sie fühlen sich nicht leistungsstark und eingeschränkt in ihrer Bewegung. Das wiederum führt dann häufig zu muskulären Verletzungen, die wir gerne vermeiden wollen. Denn diese führen unweigerlich zu Verletzungspausen, in denen diese ausgeheilt werden müssen – wie man gerade bei der Fußball-EM schön sehen konnte.

VOD: Warum suchen die Sportler Ihrer Meinung nach Osteopathen auf?

Johannes Fetzer: Sportler wollen einfach unbeschwert ihren Sport ausüben können und dabei möglichst gute Leistungen bringen. Dabei scheint Ihnen Osteopathie ein geeignetes Mittel zu sein.

Das Aufspüren von Funktionsstörungen und Dysbalancen, die Unterstützung des vegetativen Nervensystems und des faszialen Bindegewebes bei der Regeneration machen uns zu einer Art „legalem Doping“. Ich beschreibe meine Arbeit gerne als ein „Trainierbar-machen“ oder „Therapierbar-machen“, eine Art „Booster“ für jede Art von Trainings- oder Therapiereiz.

Deshalb sind wir Osteopathen aus meiner Sicht eine gute Ergänzung zum häufig bestehenden Team aus Arzt, Physio und Trainern. Wichtig ist, dass wir Osteopathen uns sinnvoll in dieses Team einfügen, Ahnung davon haben, was die anderen jeweils machen und in der Lage sind, mit den anderen Berufsgruppen unsere Ansätze oder Befunde zu kommunizieren.

VOD: Sie waren 2004 schon selbst bei den Olympischen Spielen in Athen dabei. Wie sieht der Tagesablauf der betreuenden Therapeuten aus?

Johannes Fetzer: In der Regel kommen auf einen Therapeuten je nach Sportart etwa 15 bis 20 Athleten. Mein Anspruch ist es immer, dass ich jeden Athleten mindestens einmal am Tag in der Hand habe. Bei einer Therapiezeit von mindestens 30 Minuten bei unverletzten Sportlern und entsprechend mehr Einheiten bei akuten Beschwerden können Sie sich ausrechnen wie viele Stunden mit Therapie belegt sind. Dazu kommen Trainings- bzw. Wettkampfzeiten, bei denen wir Therapeuten anwesend sind, um bei Problemen sofort eingreifen zu können. Ich beteilige mich auch am Aufwärmen oder Cooldown, um Einfluss auf die Regenerationsmaßnahmen zu haben. Der Tag startet also in der Regel gegen 7 Uhr und endet gegen 0 Uhr. Zeit für andere Sportarten in Rio bleibt da nur, wenn die ganze Mannschaft einen freien Tag hat oder nach erfolgreichem Abschluss. Nach der Goldmedaille in Athen wollten die Hockeymädels zum Glück nur noch feiern und selbst Olympia schauen. Da habe ich die letzten zwei Tage keinen Finger mehr gekrümmt und war mit unserem Mannschaftsarzt Winni und dem Bundestrainer beim Beachvolleyball, Handball und einmal bei der Leichtathletik.

VOD: Erwarten Sie einen erneuten Olympiasieg der deutschen Herren-Hockey-Mannschaft?

Johannes Fetzer: Erwarten auf keinen Fall. Es ist schon unglaublich, dass die Jungs das zweimal geschafft haben. Aber ich denke, sie sind auf den Punkt genau wieder topfit, haben den kurzfristigen Wechsel des Bundestrainers im November 2015 gut verdaut und können jetzt wieder jedes Team der Welt schlagen. Ich bin sehr gespannt...

VOD: Welcher von Ihnen betreute Schwimmer hätte Ihrer Meinung nach noch Medaillenchancen?

Johannes Fetzer: Bei den Schwimmern ist das ganz eng. Ich denke, Jacob Heidtmann hat die größten Chancen. Am meisten würde ich mich für Steffen Deibler freuen. Er war schon so oft ganz nah dran bei großen Wettkämpfen. Ich hoffe, er hat dieses Mal das Quäntchen Glück, das man auf diesem Leistungsniveau braucht.

VOD: Wir drücken ganz fest die Daumen. Vielen Dank für das Interview!

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Michaela Wehr

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