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Die Hamburger Osteopathin Nina Zimmerling (M.) im Land der Massai am Amboseli- Nationalpark – Teil ihres zweiwöchigen Hilfseinsatzes in Kenia.
Die Hamburger Osteopathin Nina Zimmerling (M.) im Land der Massai am Amboseli- Nationalpark – Teil ihres zweiwöchigen Hilfseinsatzes in Kenia.

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Osteopathischer Hilfseinsatz: Zwei Wochen quer durch Kenia / Interview mit der Hamburger Osteopathin und VOD-Mitglied Nina Zimmerling

Die Hamburger Osteopathin Nina Zimmerling war von Ende März bis Mitte April zusammen mit anderen Teilnehmern/innen und der privaten Hilfsorganisation Divinity Foundation in Kenia, um Menschen in den Slums der kenianischen Hauptstadt und anderen Teilen des Landes unentgeltlich zu helfen. Das Mitglied des Verbandes der Osteopathen Deutschland (VOD) e.V. beschreibt seine Eindrücke der zweiwöchigen Tour in einem Interview.

VOD: Frau Zimmerling, Sie haben eine ungewöhnliche Reise und einen humanitären Einsatz hinter sich. Warum sind Sie nach Kenia geflogen, um dort Menschen zu helfen?

Nina Zimmerling: Schon während meiner Schulzeit faszinierte mich Afrika, insbesondere das Leben der Massai. Im Jahr 2007 reiste ich als Touristin nach Tansania und war etwas enttäuscht, so wenig in Kontakt mit den Einheimischen und deren Kultur dort gekommen zu sein. Mir war klar, für ein intensiveres Kennenlernen war eine andere Art von Reise notwendig. Als ich von der Organisation Divinity Foundation erfuhr und dem Konzept, wie sie in Kenia – auch osteopathisch – hilft, wusste ich, dass ich sie unterstützen möchte.

VOD: Wie muss man sich das Reiseprogramm vorstellen? Waren Sie an einem Ort oder sind Sie mit der Gruppe anderer Osteopathen/innen in der Stadt herumgefahren?

Nina Zimmerling: Den Einsatz kann man sich wie ein mobiles medizinisches Camp vorstellen. Wir starteten in den Slums um Nairobi, reisten danach in den Süden, in das Land der Massai im Amboseli- Nationalpark und später nordwestlich von Nairobi nach Naivasha. In Schulen oder Zelten bauten wir unsere Klinik täglich von Neuem auf. Sie bestand aus einer Aufnahme zur Diagnostik und Erstellen eines individuellen Behandlungsplans, einer Apotheke, in der krankheitsspezifisch Medikamente verteilt wurden, einem Bereich für osteopathische Behandlungen sowie einer Station, an der Kleidung und Spielsachen verschenkt wurden. Außerdem gab es das Angebot zur Gebärmutterhalskrebs-Vorsorgeuntersuchung und Spritzen zur Dreimonatsverhütung.

VOD: Die Gründerin der Hilfsorganisation Divinity Foundation, Navdeep Matharu aus England, hat ja bereits 2005 ihre erste Keniareise absolviert und organisiert seitdem regelmäßig Aufenthalte für Osteopathen/innen. Ist der Ablauf demnach gut vorbereitet gewesen?

Nina Zimmerling: Ja, das ist er definitiv! Divinity Foundation kümmert sich hauptsächlich um die medizinische Versorgung mittelloser Frauen und Kinder sowie um Aufklärung und Kampf gegen die weibliche Genitalverstümmelung. Der zweiwöchige Einsatz, an dem Osteopathen, Ärzte und Freiwillige aus Kenia und anderen Ländern teilnehmen, findet mehrmals im Jahr statt.

Die Expedition begann mit einem Einführungsseminar, in dem wir auf die folgenden Tage vorbereitet wurden. Jeden Abend nach einem Einsatz gab es eine Supervision, in der Probleme und Erfahrungen des Tages angesprochen werden konnten. Auch der Ablauf am Einsatzort war, trotz mehrerer hundert Patienten täglich, gut organisiert bzw. koordiniert. Wir wurden begleitet von Übersetzern, die uns die Kommunikation mit den Patienten erleichterten. Durch das Reisen von Ort zu Ort hatten wir niemals zwei Behandlungstage hintereinander bzw. zwischendurch genügend Regenerationszeit, in der wir zum Beispiel zusammen ein Massai-Dorf oder eine Auffangstation für verwaiste Elefantenbabys besuchten.

VOD: Wem konnten Sie persönlich helfen, und welche Erfahrungen haben Sie am meisten beeindruckt?

Nina Zimmerling: Die Arbeit mit traumatisierten Kindern in einem Heim, gleich zu Beginn unserer Reise, war sehr eindrucksvoll. Die Erfahrungen, die diese Kinder geprägt hatten, waren während der Behandlungen zum Teil deutlich spürbar. Am Ende des Tages hatten die Kinder eine Aufführung geplant; zu sehen, wie viel Spaß sie beim Singen und Tanzen hatten, wie neugierig sie den Kontakt zu uns suchten und auch die körperliche Nähe, das hat mich sehr berührt.

Ähnlich beeindruckt war ich von dem Rescue-Center, welches Divinity erbaut hat, um Kindern, die aus ihrem Dorf flüchten, weil sie sich gegen FGM (Female Genital Mutilation) wehren, ein neues Zuhause zu geben. Erbaut ist es auf einem kleinen Stück Land im Ambosseli-Nationalpark, auf dem Mädchen zwischen 11 und 17 Jahren mit Betreuern wie eine Familie zusammenleben. Sie schlafen auf dem Gelände, jedes hat seine Aufgaben, es gibt Tiere, einen Garten zum Anbau und ihnen wird Zugang zu Bildung ermöglicht. Auch diese Kinder kommen anfangs meist ziemlich traumatisiert in das Rescue-Center und haben nicht selten Gewalt erfahren. Innerhalb dieses geschützten Raumes erlangen sie Selbstbewusstsein und Stärke; das war zu spüren. Mit ihnen zusammen einen Tag zu spielen und zu essen bzw. Zeit zu verbringen war eine sehr schöne Erfahrung.

Ich denke, das „Helfen“ auf dieser Reise umfasste nicht nur die rein medizinische Hilfe und Aufklärung, die wir anboten. Viel mehr war es das „Gesehen werden“, die Anteilnahme, die die Frauen und Kinder in den Dörfern dort sonst häufig nicht bekommen.

VOD: Inwieweit haben Armut vor Ort und beispielsweise Genitalbeschneidungen von Frauen bei Ihrer Reise und bei den osteopathischen Behandlungen eine Rolle gespielt?

Nina Zimmerling: Diese Themen waren begleitend zu anderen Symptomen und Problemen eigentlich immer vorhanden. Die Hygiene-Situation, gerade was das Wasser betrifft, ist sehr schlecht. Fast jeder Mutter habe ich erzählt, dass Sie das Trinkwasser vorher abkochen soll. Und fast immer kam ein ziemlich überraschter Blick der Frauen. Jedes Kind wurde entwurmt. Den Darm osteopathisch begleitend zu behandeln war häufig indiziert. Außerdem waren die physischen und psychischen Folgen der Genitalverstümmelung, sowie die orthopädischen Auswirkungen der harten körperlichen Arbeit der Frauen im Gewebe meist deutlich spürbar.

Die Station mit Kleidungsspenden war ein ganz beliebter Ort. Obwohl Entwicklungshilfe in Afrika ja deutlich verbreitet ist, haben viele Kinder zum Beispiel Schuhe mit zerrissenen Sohlen, auf denen sie täglich einen stundenlangen Schulweg hinter sich bringen müssen.

VOD: Gibt es in Kenia selbst schon Osteopathen/innen?

Nina Zimmerling: Es gibt Osteopathen/innen, aber soweit bekannt haben sie alle in England oder den USA studiert.

VOD: Wo haben Sie übernachtet? Was haben Sie gegessen?

Nina Zimmerling: Je nach Ort übernachteten wir in Hotels, einer gemieteten Ferienwohnung oder Zelten, einmal auch in Blockhütten fern ab von der Zivilisation mit Blick auf den Lake Naivasha. Waren wir nicht im Hotel, wurden wir von unserem eigenen Koch begleitet. Generell wurde uns herrlich typisch afrikanisches Essen serviert, wie zum Beispiel ganz klassisch Bohnen mit Reis und Gemüse oder der typischen Maismehl- Getreideart „Ugali“. Außerdem ist der indische Einfluss in Afrika auch im Essen erkennbar. So gab es häufig Chapati (Brotfladen) zusammen mit Dahl.

VOD: Würden Sie Kollegen/innen diese Reise weiterempfehlen? Und denken Sie persönlich an eine Wiederholung?

Nina Zimmerling: Ja, die Reise ist zu empfehlen, sowohl als humanitäre Hilfe als auch zur eigenen Erfahrung. Ich persönlich finde das geplante Projekt von Divinity, eine osteopathische Klinik zu bauen, in der Frauen und Kinder behandelt werden, sehr spannend. Leider konnten wir aus zeitlichen Gründen jeden einzelnen Patienten jeweils nur einmal, teilweise sogar nur 15 bis 20 Minuten behandeln. An solch einem Ort wäre es sicher möglich, die Leute noch intensiver und häufiger zu betreuen.

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Michaela Wehr

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