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Erstmals valide Diagnoseverfahren in der Osteopathie
Der Verband der Osteopathen Deutschland e.V. (VOD) begrüßt eine progressive Entwicklung: Die Hochschule Fresenius in Idstein setzt einen neuen Meilenstein bei der Entwicklung und Etablierung der Osteopathie in Deutschland und kooperiert als erste Hochschule außerhalb der USA mit dem A.T. Still Research Institute in Kirksville, Missouri (USA). Dieses wurde 2001 unter dem Dach der A.T. Still University of Health Sciences (ATSU) gegründet und hat sich seitdem weltweit eine Pionierstellung auf dem Gebiet der Forschung in der Osteopathie erarbeitet.
„Diese Kooperation ist ein historischer Schritt und wir freuen uns, dass wir künftig von der Expertise unseres US-amerikanischen Partners profitieren können", kommentiert Professorin Marina Fuhrmann, seit 1994 Vorstandsvorsitzende des VOD, Mitinitiatorin und Fachliche Leitung des Bachelor-Studiengangs an der Hochschule Fresenius: „Wir bekommen über die gemeinsamen Forschungsprojekte neue, konkrete Anhaltspunkte zur Frage der Auswirkung bestimmter Maßnahmen."
Die Kooperation sorgt dafür, dass auch in der Bundesrepublik erstmals wissenschaftlich fundierte Forschung Einzug in die Disziplin hält. Ziel ist es, anhand messbarer und nachvollziehbarer Resultate Standards zu etablieren und damit Diagnoseverfahren zu validieren. Basis sind bereits bestehende Erfahrungswerte des A.T. Still Research Institutes, das bereits seit 2006 Daten erhebt und auswertet. Künftig werden nun gemeinsam diejenigen Behandlungstechniken identifiziert, die am effizientesten sind und damit nachweisbar den größten Erfolg bei der Arbeit mit dem Patienten erzielen.
Der Erfolg einer Behandlung lässt sich in Zukunft in größerem Umfang wissenschaftlich fundiert nachweisen – „das stellt einen großen Fortschritt dar", so Fuhrmann weiter.
Dr. Brian F. Degenhardt, Assistant Vice President Osteopathic Research an der ATSU und Direktor des Still Research Institutes, bestätigt, dass bereits eine Vielfalt an Diagnoseverfahren existiert, es bisher aber noch an der Validierung gemangelt hat: „Die Osteopathie ist jetzt rund 125 Jahre alt und wird immer noch mehr als Heilkunst denn als Wissenschaft betrachtet. Seit rund 15 Jahren arbeiten wir daran, dies zu ändern."
Er weist in diesem Zusammenhang auch auf die Notwendigkeit hin, sich künftig noch stärker den Charakteristika und spezifischen Eigenschaften unterschiedlicher Patientengruppen zuzuwenden, die sich etwa über Alter, körperliche Schwachstellen oder Krankheiten definieren. Neben dem Aufbau des internationalen Netzwerks ist Degenhardt in seinem Institut mit der Sammlung von Informationen beschäftigt, die die Basis für Standardisierung und Objektivierung sein soll. Aktuell existiert bereits eine Datenbank mit rund 1.500 Einträgen, die Erfahrungen von Medizinstudenten in den USA mit osteopathischen Behandlungsformen widerspiegeln. Neben der Etablierung von Standards für die Disziplin sollen hierüber auch die „Forscher der Zukunft" identifiziert werden, Personen mit ausgewiesen hohem Niveau in der Osteopathie. Dieses praxisorientierte Forschungsnetzwerk wird nun nach Europa ausgeweitet – und die Hochschule Fresenius ist hier die erste Adresse.
Neu entwickelte Modelle ermöglichen genaue Messungen
Unter der Federführung Degenhardts treibt das Still Research Institute aber auch die Entwicklung von Modellen voran, die die Tastfähigkeiten von Studierenden und Therapeuten transparent und objektiv bewertbar machen. Die ersten Basismodelle, die Degenhardt bei seinem Besuch an der Hochschule Ende des vergangenen Jahres im Gepäck hatte, simulieren die Arbeit des Osteopathen an der menschlichen Wirbelsäule, speziell im Bereich der Lendenwirbel. Im Sommer dieses Jahres kamen Modelle der menschlichen Hüfte hinzu. „Wir erhalten über die Arbeit mit den Modellen wertvolle Vergleichsdaten und schaffen uns eine Grundlage für genauere Messungen", beschreibt Fuhrmann. „Auf diese Weise nähern wir uns der exakten Beantwortung der Frage, welchen Effekt einzelne osteopathische Maßnahmen haben, immer mehr an." Die Modelle werden auch beim 18. VOD-Kongress in Bad Nauheim zur Erprobung bereit stehen.