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Der Deutschland-Achter auf Erfolgskurs - in einem Interview beschreibt Osteopath Andreas Dannenberg, welchen Belastungen die Athleten ausgesetzt sind und schildert, wo Osteopathie konkret ansetzen kann. Foto: Detlev Seyb
Der Deutschland-Achter auf Erfolgskurs - in einem Interview beschreibt Osteopath Andreas Dannenberg, welchen Belastungen die Athleten ausgesetzt sind und schildert, wo Osteopathie konkret ansetzen kann. Foto: Detlev Seyb

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Olympia: Anschub für den Deutschland-Achter / Interview mit Osteopath Andreas Dannenberg

Heute rudert der Deutschland-Achter der Herren um eine Medaille; unter den Sportlern ist Andreas Kuffner. Hierzulande wird er am Olympiastützpunkt Berlin vom Osteopathen Andreas Dannenberg behandelt, in dessen Hände sich auch Diskuswerfer Robert Harting begibt. Der Osteopath schildert, welchen Belastungen die Körper der Athleten ausgesetzt sind und wo Osteopathie konkret ansetzen kann.

VOD: Herr Dannenberg, Sie behandeln das ganze Jahr über Olympiateilnehmer wie den Olympiasieger im deutschen Ruderachter, Andreas Kuffner und den Diskusweltmeister und -Olympiasieger Robert Harting. Was ist das Besondere an Osteopathie im Leistungssport?

Andreas Dannenberg: Leistungssport bedeutet, absolut auf sein Ziel fokussiert zu sein. Um dieses Ziel zu erreichen, nehmen die Sportler einige Entbehrungen auf sich. Nur die Besten erreichen Topleistungen, indem sie aus allen Bereichen das Optimum ausschöpfen. Das beginnt beim täglichen Training mit sportgerechter Ernährung und endet in der medizinischen Betreuung.

Die Leistungssportler erwarten das Niveau, das sie täglich erbringen, auch von ihren Betreuern, das heißt man ist als Osteopath gefordert, sich ständig wechselnden Problemen anzupassen. Unsere ganzheitliche Therapie zur ursächlichen Behandlung von Symptomen ermöglicht es früh, kleine Probleme zu erkennen und erfolgreich zu behandeln, damit der nächste Wettkampf oder die nächste Trainingseinheit wieder mit 100 Prozent angegangen werden können.

VOD: Welche körperlichen Probleme treten eher bei Diskuswerfern und welche eher bei Ruderern auf?

Andreas Dannenberg: Beide Sportarten brauchen ein gutes Zusammenwirken zwischen oberer und unterer Extremität. Die Kraftachsen sind beim Rudern gradliniger, wogegen beim Diskus hohe Verwringungs- und Zugkräfte wirken. Kurz vor dem Loslassen des Diskus‘ hat die zwei Kilogramm schwere Wurfscheibe in der Hand des Athleten durch die Beschleunigung und die Fliehkräfte ein Gewicht von ca. 70 Kilogramm erreicht, das an den Fingern, Arm und Schulter zieht! Strukturen, die hohen Belastungen beim Rudern und Diskus ausgesetzt sind, betreffen Schulter und Knie sowie Lendenwirbelsäule und Iliosakralgelenke. Hier wirken natürlich die sportartspezifischen Reize, aber auch die Trainingsreize z.B. das Krafttraining, stellen eine starke Belastung für den Körper des Athleten dar.

Ruderer sind zu großen Teilen im Training und im Wettkampf immer einer Flexionshaltung (gebeugten Haltung) ausgesetzt. Das führt zu starken Belastungen für die Lendenwirbelsäule und Bandscheiben, sowie eine mangelnde Extensionsfähigkeit (Aufrichtungsfähigkeit) der ventralen (vorderseitigen) Strukturen. Durch osteopathische Therapie und spezifische Trainingsprogramme, die von Therapeuten zusammengestellt und angeleitet werden, kann diesen Belastungen entgegengewirkt werden.

VOD: Wie können Sie dann konkret helfen?

Andreas Dannenberg: Wenn bei den Athleten Probleme oder sogar Verletzungen aufgetreten sind, muss hier auf zwei Bereiche Einfluss genommen werden. Einmal in Form der direkten Behandlung am Patienten: Hier wird das gesamte Spektrum der Osteopathie ausgeschöpft von Cranio, Faszien- bis Viszeraler- und Parietaler Therapie. Aber auch die Rücksprache der Belastungssteuerung müssen mit dem Athleten und dem verantwortlichen Trainer besprochen werden. Hier ist zu beobachten, dass die Erfahrung sowie das spezifische Wissen der Therapeuten Beachtung und Anerkennung finden und die Empfehlung im Training umgesetzt werden.

VOD: Lassen sich Leistungssportler zunehmend osteopathisch untersuchen und behandeln?

Andreas Dannenberg: In den letzten Jahren ist ein klarer Anstieg der Nachfrage von Osteopathie im Leistungssport zu beobachten. Es werden zwei Kategorien von den Sportlern abgefragt.

Präventiv: Wir sprechen dann von einem osteopathischen Check-Up. Die Sportler fühlen sich gut, wollen aber wissen, ob es noch Optimierungsmöglichkeiten gibt oder sie berichten von „Problemen“, die der Durchschnittsbürger wahrscheinlich nicht einmal wahrnehmen würde, aber in der hochspezifischen Belastung und Ansteuerung der Athleten zum Vorschein kommen. Ein Beispiel wäre ein 800-Meter-Läufer, der erzählt, dass er in der Kurve nicht den richtigen Druck aufbauen kann. Sein Trainer ihm, dass es irgendwie nicht rund aussieht... Nach einer kurzen Behandlung viszeraler Strukturen kam der Sportler am nächsten Tag und berichtete, wie gut er die Kurve laufen konnte und dass sein Trainer jetzt zufrieden sei.

Wenn der Sportler stärkeren traumatischen Belastungen ausgesetzt war (von Supinationstrauma bis zu strukturellen Schäden der Muskulatur und des Bindegewebes) oder aber postoperativ nach einem Eingriff zu uns kommt, ist eine begleitende osteopathische Behandlung sehr sinnvoll und kann zur schnelleren Wiedereingliederung in die sportartspezifische Belastung einen sehr hohen Beitrag leisten.

VOD: Nur in Deutschland oder auch im Ausland? Und warum ist das Ihrer Meinung nach so?

Andreas Dannenberg: Generell würde ich sagen, dass die Nachfrage nach osteopathischer Begleitung im Leistungssport in Deutschland und dem Ausland gestiegen ist. Ich denke, dass einige Länder z.B. USA und England, hier sogar ein Stück voraus waren. Interessant ist es zu sehen, wie der Osteopath in Deutschland und dem Ausland wahrgenommen wird. In Deutschland gelten die Osteopathen als etwas qualifiziertere Physiotherapeuten, wogegen sie im Ausland mit der Stellung eines Arztes gleichgesetzt werden. Durch unsere Ausbildung erschließt sich dem Osteopathen der komplexe Zusammenhang in unserem Organismus, wir wissen um das Zusammenspiel von neuronalen, parietalen oder faszialen Verbindungen und warum Regionen, die weit von der Problemstelle entfernt liegen, ursächlich für eine Symptomatik sein können. Das macht unsere „Berufsgruppe“ im Hochleistungssport zu einem nicht wegzudenkenden Glied in der Betreuungskette.

VOD: Vielen Dank für das Interview!

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Michaela Wehr

Michaela Wehr

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